Abspaltung von Gefühlen - Gibt es ein Zurück?
Bei der sog. Depersonalisation oder der "Abspaltung von Gefühlen" fühlen sich Betroffene so, als ob sie sich von außen selbst beobachten und von sich selbst entfremden. Allerdings sind sie sich dabei ihres Zustandes bewusst.
Jetzt die Entfremdung überwinden. Starte noch heute!
Die Depersonalisation ist zu unterscheiden von der sog. Derealisation, bei welcher Betroffene an der Realität ihrer Umwelt zweifeln. Bei der Derealisation wirkt die Umwelt wie eine Bühne, auf der gespielt wird oder verzerrt, farblos, leblos und stumpf. Beide Zustände können gemeinsam auftreten. Die Depersonalisation gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen und kann sich aufgrund von Stress und Alkoholmissbrauch in abgemilderter Form einstellen. Betroffene nehmen dann ihren eigenen Körper oder ihre Gefühle nicht mehr richtig wahr und bauen eine Distanz auf.
Sie fühlen sich sprichwörtlich "wie in Watte gepackt" oder so, als ob sie nicht ganz da seien. Handlungen werden zwar wahrgenommen, jedoch so, als ob sie automatisiert, ohne eigenes Zutun oder durch jemand anderen erfolgen.
In verstärkter Form kann die Schmerzwahrnehmung beeinträchtigt werden. In manchen Fällen erkennen sich Betroffene nicht mehr im Spiegel oder wissen nicht, wer sie sind. Es ist davon auszugehen, dass die Depersonalisation einen psychischen Schutzmechanismus vor unangenehmen Empfindungen darstellt.
Innerlich tritt häufig ein Gefühl der Leere auf, dass Symptomen einer Depression ähnelt. Erinnerungslücken und Gedächtnisprobleme sind ebenfalls möglich. Die Betroffenen sind sich bewusst, dass ihre Wahrnehmung aus einer Störung resultiert, was sie von Patienten mit einer Psychose unterscheidet. Oft vergeht der Depersonalisationszustand nach einiger Zeit wieder.
Wusstest du schon?
Es gibt keine Medikamente, mit denen man die Depersonalisationsstörung behandeln kann.
Es wurden zwar verschiedene getestet, allerdings erzielten diese keine Wirkung. Allerdings kann in bestimmten Fällen die Beigabe von Antidepressiva Symptome lindern, die mit dem Depersonalisationszustand oder anderen bestehenden psychischen Erkrankungen einhergehen.
Anzuraten ist eine Therapie, die sich mit der Problembewältigung auseinandersetzt und Stressmanagement, um schwierige Situationen besser zu meistern.
Gefühle abspalten - Sollte man sich Sorgen machen?
Eine Depersonalisation kann auch bei gesunden Menschen plötzlich auftreten und schnell wieder verschwinden. Sorgen machen muss man sich deswegen nicht.
In bestimmten Fällen kann sie aber für eine längere Episode bleiben oder in mehreren Episoden wiederkommen. Stress, Angst, Erschöpfung, Migräne oder Schwindel sind mögliche Auslöser. Der Körper schaltet in bestimmten Situationen auf Autopilot und verdrängt Gefühle wie Panik und Angst, was noch auf Ur-Instinkte schließen lässt.
Jeder Zweite soll im Laufe des Lebens eine Depersonalisation oder Derealisation erlebt haben. Weshalb manche Menschen anfälliger sind, eine Abspaltung von Gefühlen über einen längeren Zeitraum zu entwickeln, ist noch unklar.
Mögliche Faktoren sind Alkohol- und Drogenmissbrauch und zu wenig Schlaf, aber auch genetische Voraussetzungen kommen infrage.
In jedem Fall gelten Menschen, die im Kindheitsalter von ihren Eltern vernachlässigt oder emotional misshandelt worden sind, als anfälliger.
Darüber hinaus beobachtet man den Zustand häufiger in westlichen Ländern mit einer individualistischen Kultur. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Angst vor einem Kontrollverlust in diesen Ländern größer ist.
Auch wenn die Depersonalisation einen Schutzmechanismus darstellt und der Betroffene die Realität zwar anders wahrnimmt, aber um sie weiß, ist der Zustand unangenehm. Oft geht er mit Ängsten oder Unbehagen einher, weil die Betroffenen nicht verstehen, woher das Leiden kommt und was es bedeutet. Das Gefühlsleben selbst wird häufig als taub oder tot beschrieben. Sollte die Depersonalisation über einen längeren Zeitraum bleiben, liegt es im Interesse des Betroffenen, Hilfe zu suchen.
Jetzt die Entfremdung überwinden. Starte noch heute!
Wusstest du schon?
Eine Depersonalisationsstörung soll Gemeinsamkeiten mit psychischen Erkrankungen wie der Depression, der Schizophrenie, einer Angststörung, einer akuten Belastungsreaktion oder mit dissoziativen Störungen wie der posttraumatischen Belastungsstörung haben.
Einige Symptome ähneln denen der Depersonalisationsstörung oder sind identisch. Sie können auch gemeinsam auftreten. Aus diesem Grund diagnostizierte man die Depersonalisation früher als Symptom, anstatt als eigenes Krankheitsbild, wie es heute der Fall ist.
Abspaltung von Gefühlen aufgrund der Depersonalisation - Das kann helfen!
Zur Vorbeugung wird ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Schlaf empfohlen.
Liegt ein Depersonalisationszustand vor, ist es vorteilhaft, wenn das familiäre Umfeld oder der Freundeskreis darüber Bescheid wissen und verstehen, warum sich der Betroffene unwohl fühlt. Der Zustand sollte ernst genommen werden.
Eine Diagnose wird guttun, denn der Betroffene weiß jetzt, was ihm fehlt und dass sein Zustand nichts mit verrückt werden zu tun hat. Es sollte herausgefunden werden, ob es eine bestimmte Situation gab, welche die Abspaltung von Gefühlen hervorgerufen hat.
Destruktive Denkmuster können ebenfalls eine Ursache sein und sollten thematisiert und hinterfragt werden.
Wusstest du schon?
Eine Depersonalisationsstörung kann langfristig geheilt werden. Betroffene brauchen sich nicht zu sorgen, dass der unangenehme Zustand immer wiederkehren wird. Die Abspaltung von Gefühlen ist eine Reaktion, die aus bestimmten Situationen resultiert und wahrscheinlich auf Überforderung zurückzuführen ist. Setzt man sich mit den Ursachen auseinander und schafft es, sie zu verstehen und Lösungen zu finden, muss der Abwehrmechanismus nicht mehr einsetzen.
Hat eine traumatische Erfahrung den Zustand ausgelöst, so ist eine entsprechende Therapie anzuraten. Dazu sollte der Patient sich mit seinem Psychotherapeuten aber bereits mit den Symptomen der Depersonalisation auseinandergesetzt haben.
Welche Therapieform bei Depersonalisations- und Derealisationszuständen anwendbar ist, ist zur Zeit noch nicht erforscht. Da Stress eine häufige Ursache für eine Abspaltung von Gefühlen ist, können Entspannungstechniken erarbeitet werden.
Manche Menschen können ihre Symptome mit Yoga, Qigong oder Meditation schwächen, bei anderen werden sie durch die bewusste Atmung eher verstärkt.
Eine Alternative sind andere sportliche Betätigungen, die ablenken, Spaß machen und nicht zu ruhig sind. Findet sich der Stressauslöser im Alltag, müssen Lösungen zur Reduktion davon gefunden werden. Außerdem kann man an der Bewältigung bestimmter Probleme arbeiten. Strategien zur Problembewältigung können dabei helfen, dass der Betroffene sich der Situation nicht mehr automatisch durch Depersonalisation oder Derealisation entzieht.
Viele Betroffene machen sich Sorgen darüber, dass sie nie mehr zu ihrem alten Ich zurückfinden werden und im Distanz-Ich feststecken. Diese Angst ist unbegründet.
Die Depersonalisation ist nur ein Zustand, der auf einer bestimmten Reaktion beruht. Die Symptome erschweren zwar die Selbstwahrnehmung, aber sie verändern nicht das Wesen selbst und lösen keine Umstrukturierung im Gehirn aus, die dazu führen könnte.
Jetzt die Entfremdung überwinden. Starte noch heute!
Wusstest du schon?
Jugendliche sind besonders häufig betroffen von einer Abspaltung von Gefühlen. Das geht aus einer Studie der Klinik und Poliklinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz hervor.
Bei einer Befragung von 3809 Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren wiesen 12 % Symptome einer starken Depersonalisation auf. 47 % gaben an, Depersonalisationssymptome in den letzten Wochen erlebt zu haben.
Wenn du mehr über die Abspaltung von Gefühlen lesen möchtest solltest du hier vorbei schauen.
Oft gestellte Fragen:
Kann man depersonalisation heilen?
Heilung tritt in diesem Fall nach kurzer Zeit von alleine ein. Sind die Symptome stark ausgeprägt, leiden die Betroffenen meist lange Zeit unter Symptomen derDepersonalisation und Derealisation. Mithilfe einer Psychotherapie können sie aber lernen, die Symptome besser zu kontrollieren.
Wie fühlt sich depersonalisation an?
Symptome. Die Symptome der Depersonalisationsstörung (englischdepersonalisation disorder) sind vielfältig und für die Betroffenen oft schwer in Worte zu fassen. Zu den Kernsymptomen zählen: Emotionale Taubheit: Betroffene empfinden, dass sie nichts fühlen, oder dass ihre Gefühle „flach“ oder unwirklich sind.
Ist depersonalisation eine Psychose?
In den meisten Fällen treten Derealisation und Depersonalisation nicht als eigenständiges Phänomen, sondern im Zusammenhang mit einer (psychischen) Krankheit auf. Insofern wird meist die zugrunde liegende Krankheit behandelt, nicht die Symptome an sich.
Was ist depersonalisation Derealisation?
Menschen, die an Depersonalisation leiden, empfinden ihre Person oder ihren Körper als fremd, nicht mehr vertraut, unwirklich und fern. Häufig gehtDepersonalisation mit der Derealisation Hand in Hand. Bei einer Derealisationerscheint nicht die eigene Person, sondern die Umgebung fremdartig verändert.
Was ist eine gestörte Selbstwahrnehmung?
Bei einer Ich-Störung kann sich der Eindruck einstellen, die eigenen Gedanken würden von außen weggenommen, gelesen und benutzt oder komplett gesteuert. Die emotionale Ebene bezieht sich auf die Erlebniswelt. Betroffene empfinden zum Beispiel den eigenen Körper als fremd oder abgegrenzt vom eigenen Erleben.
Was bedeutet es neben sich zu stehen?
neben sich stehen - Synonyme bei OpenThesaurus. durcheinander · entgeistert · fassungslos · konfus · neben sich stehen · umnachtet · verstört · verwirrt · derangiert (geh., franz.) · neben der Rolle sein (ugs.)
Was versteht man unter einer Ich Störung?
Als Ich-Störungen werden Erlebensweisen bezeichnet, bei denen es zu Störungender Ich-Umwelt-Grenze im Sinne einer Störung des personalen Einheitserlebens („Ich-Erleben“) kommt. Der Begriff der Ich-Störung umfasst einen Komplex an Symptomen, welche sich phänotypisch teils deutlich voneinander unterscheiden.
Was versteht man unter Panikattacken?
Als Panikattacke wird das einzelne plötzliche und in der Regel nur einige Minuten anhaltende Auftreten einer körperlichen und psychischen Alarmreaktion (fight or flight) ohne objektiven äußeren Anlass bezeichnet. Oft ist den Betroffenen nicht klar, dass ihre Symptome Ausdruck einer Panikreaktion sind.
Was versteht man unter einer Psychose?
Psychose. ... Psychose ist ein Überbegriff für schwere psychische Störungen, bei denen die Betroffenen den Bezug zur Realität verlieren. Dabei nehmen die Patienten sich selbst und ihre Umwelt verändert wahr. Typische Anzeichen für eine Psychose sind Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Was versteht man unter einer Psychose?
Psychose. ... Psychose ist ein Überbegriff für schwere psychische Störungen, bei denen die Betroffenen den Bezug zur Realität verlieren. Dabei nehmen die Patienten sich selbst und ihre Umwelt verändert wahr. Typische Anzeichen für eine Psychose sind Wahnvorstellungen und Halluzinationen.